<157> Bitonto. Visconti1 und die Österreicher wurden aus Neapel vertrieben, und Montemar schritt nach der Eroberung des Königreichs zu der von Sizilien. Er nahm Syrakus und machte sich zum Herrn von Messina, das nach ziemlich tapferer Verteidigung kapitulierte.

In der Lombardei wurden die Österreicher noch bei Parma geschlagen. Am Rhein verlief der Feldzug noch ergebnisloser als im Jahre zuvor. Das kaiserliche Heer wurde durch einen Nachschub von 10 000 Russen verstärkt. Der ruhelose Seckendorff erhielt vom Prinzen Eugen ein Detachement von 40 000 Mann, mit dem er an die Mosel marschierte. Bei der Abtei Klausen stieß er auf das französische Heer. Die Nacht rief Verwirrung und Aufregung in beiden Lagern hervor. Auf beiden Seiten wurde geschossen, ohne daß der Feind sich zeigte2. Am folgenden Tag ging Coigny wieder über die Mosel und bezog sein Lager unter den Mauern von Trier. Seckendorff folgte ihm. Beide Feldherren erfuhren in ihrem dortigen Lager, daß die Friedenspräliminarien zwischen dem Kaiser und Frankreich unterzeichnet seien3.

Die Unterhandlungen waren insgeheim zwischen dem Grafen von Wied4 und du Theil geführt worden. Beide hatten sich dahin geeinigt, daß August III. von seiten Frankreichs als König von Polen anerkannt werde. Stanislaus sollte auf all seine Ansprüche an die polnische Krone verzichten und dafür das Herzogtum Lothringen erhalten, das nach seinem Tod an Frankreich fallen würde. Als Entschädigung für diese Abtretung erhielt der Herzog von Lothringen5, Karls VI. Schwiegersohn, das Großherzogtum Toskana. Ferner erkannte der Kaiser Don Carlos als König beider Sizilien an und erhielt zur Entschädigung die Herzogtümer Parma und Piacenza. Außerdem verpflichtete er sich zur Abtretung des Gebiets von Vigevano an den König von Sardinien. Dafür garantierte ihm Ludwig XV. die Pragmatische Sanktion6.

Der Kaiser und Frankreich schlossen Frieden, ohne ihre Verbündeten zu befragen, deren Interessen sie vernachlässigten. Der König von Preußen beklagte sich, daß der Wiener und Versailler Hof kein Abkommen zur Sicherung seiner Erbfolge in Berg getroffen hätten.

Von der Wassersucht hatte sich der König erholt. Allein seine Kräfte waren so geschwächt, daß sein Körper seine Willensregungen nicht mehr unterstützte. Indes hatte er noch die Freude, die neue Kolonie, die er seit 1732 in Ostpreußen geschaffen hatte, gedeihen zu sehen. Mehr als 20 000 Protestanten hatten das Bistum Salzburg verlassen. Der Erzbischof Firmian hatte einige dieser Unglücklichen mit mehr Fanatismus als Klugheit verfolgt: die Lust, ihr Vaterland zu verlassen, gewann


1 Der österreichische Vizeönig ln Neapel.

2 20. Oktober 1735.

3 Die Zeichnung der Wiener Präliminarien erfolgte am 3. Oktober 1735. der definitive Friedensschluß erst 1738.

4 Reichsgraf Johann Friedrich Alexander von Wied zu Neuwied (vgl. Bd. VII, S. 109).

5 Franz Stephan.

6 Vgl. für den Polnischen Erbfolgekrieg und den Friedensschluß die im Anhang (Nr. 2) mitgeteilte Flugschrift des Kronprinzen Friedrich „Betrachtungen über den gegenwärtigen politischen Zustand Europas.“